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Mini Games als Erzählform
Jeder kann heute Computerspiele entwickeln
… und das auch, ohne profunde Programmierkenntnisse vorweisen zu müssen. Etwa mit Tools wie RPG MAKER MV können sehr einfach Role-Playing Games, also Rollenspiele erstellt und für verschiedene Plattformen (etwa Web) aufbereitet werden. Mit dem RPG Maker MV können allerdings nicht sämtliche Genres abgedeckt werden (der Name verrät bereits den RPG-Fokus) und es sind definitiv Grenzen gesteckt, was die Flexibilität des Tools angeht.
Neben relativ einfachen Tools sind allerdings auch viele semi-professionelle oder professionelle Game Engines heute leicht erhältlich. Eine gute Liste mit dem Fokus auf 2D Engines findet sich auf der Website von Thomas Gervraud. Leistungsfähige Engines sind in der Regel entsprechend komplex, was die Funktionstiefe belangt und bringen daher eine naturgemäß hohe Barriere mit sich, was die Lernkurve betrifft. Wenn man also einen Game-Titel professionell erstellen und vermarkten will, kommt man mit MINI-Engines nicht wirklich weit und man sollte davon ausgehen, dass das Handwerk im Bereich Grafik, Programmierung schlichtweg notwendig ist.
Die gute Nachricht ist aber, dass die Leute in der Indie-Game Community etwa, meist sehr offen, kollaborativ und hilfsbereit sind. Rund um jede Plattform bzw. Engine findet man viele Video-Tutorials, Best Practices, Blogposts und Code-Beispiele … Wenn man möchte, kann man also durchstarten und steht nicht komplett im Regen.
Eine der prominenten Engines ist sicherlich Unity, aber in den letzten Jahren sind auch immer wieder neue Projekte entstanden, wie etwa die Godot Engine. Die Wahl der passenden Game Engine sollte anhand von individuellen Voraussetzungen und der jeweiligen Motivation bzw. dem Anspruch getroffen werden. Es lohnt sich hier also sicherlich die initiale Recherche nach dem persönlich passenden Ansatz. Zudem unterscheiden sich die verfügbaren Engines auch in den Kosten.
Insgesamt muss man aber klar sagen, dass die Entwicklung und Veröffentlichung von Computerspielen noch nie so einfach war wie heute.
RGP als Erzählform
Worum es eigentlich in dem Post geht …
Ich habe verschiedene Ansätze ausprobiert, ein wenig mit Unity, Godot, dem Game Maker Studio und “kleineren, spitz zugeschnittenen” Engines wie dem RPG MAKER MV rumgespielt. Persönlich treibt mich vor allem an, stets einen halbwegs aktuellen Überblick über die potentielle “Werkzeugkiste” zu erarbeiten, auf die ich für die eine oder andere Idee jeweils zurückgreifen könnte. Bei diesen explorativen Experimenten finde ich dann immer wieder ein paar “GEMS” für meine Toolbox. Ein Beispiel für ein solches Fundstück ist Aseprite, ein “Pixel Art” Tool, mit dem man wunderbar animierte Sprites für das eigene Spiel erstellen kann.
Als ich den RPG MAKER verwendet und dabei ein kleines Test-Spiel gebaut habe (siehe Bild) …
… ist mir aufgefallen, wie einfach und schnell heute ein RPG für beliebige Zwecke erstellt werden könnte, z.B. um eine kleine Erzählung interaktiv zu vermitteln. Es ist inzwischen extrem kostengünstig und unaufwändig möglich, ein Mini-Game bspw. dafür zu erstellen, Inhalte kommunikativ aufzuarbeiten und ein interaktives Format für Storytelling zu verwenden. Tools wie RPG MAKER sind dabei die Werkzeuge zur Erstellung medialer Teexte, die dann interaktiv rezipiert werden können. Die Ausgestaltung obliegt dem Autor (neben allen Einschränkungen, die sich durch eine spezifische Game Engine ergeben), womit man eine Game Engine einfach als ein Kreativ-Tool wie Photoshop betrachten kann.
Beispiel: Mit geringem Aufwand könnte man begleitend zur anstehenden US-Wahl ein kleines satirisches Game bauen, welches sich voll auf die Story, die Charakter-Studien etc. konzentiert. Vergleich mit einem satirischen Comic, den man ansonsten eher in einem Magazin untergebracht hätte.
Beispiel: Man könnte ebensogut ein Spiel erstellen, welches die Pandemiesituation aufgreift und eventuell dabei hilft, eine Lockdown-Situation aus verschiedenen Perspektiven zu beschreiben, um so einen Beitrag zum öffentlichen Dialog darzustellen.
Stoff gibt es genug.
Sprich, Mini-RPG’s eignen sich aus meiner Sicht als Erzählform und sind ebenso geeignet um in SERIE Inhalte zu bearbeiten, um z.B. tagesaktuelle Themen zu kommentieren, diese interaktiv und vielleicht “qualitativ haptischer” erfahrbar zu machen. Da ein ontologisches Merkmal des Spiels sicherlich die Interaktion ist, weist ein mini GAME hier mehr Möglichkeiten auf als ein Comic oder textbasierter (linearer) Medieninhalt. Durch die Verbilligung und Demokratisierung der Produktionsmittel steht diese Option heute jedem offen. Zeitaufwand und Kosten sind so gering, dass sich nahezu jeder leisten kann ein Spiel zu bauen. Dadurch wird es fast genauso barrierefrei (im Sinne der produktiven Teilhabe) wie andere Medienformen und -Inhalte.
Die Indie-Game-Szene zeigt, dass auch einzelne Entwickler extrem kreative Spiele herausbringen können, die kulturell als bedeutsam angesehen werden müssen. Dies ist eine super Entwicklung, weil so der Long-Tail aller Angebote in Summe kulturell wertvoller wird als die wenigen Großproduktionen, die Unsummen von Entwicklungskosten durch massenhaften Konsum wieder einspielen müssen.